Superfood im Koran

1 – Datteln

(PhoenixDactylifera)Der Name dieser Baumsorte erinnert an den Phoenix, den mythischen Vogel der Antike, vielleicht auch, weil der Samen dieses Baumes für Jahrzehnte im Boden überleben kann, bis erkeimt, wenn die ökologischen Umstände entsprechend sind. Im Durchschnitt erreicht die Dattelpalme eine Höhe von zwanzig bis dreißig Metern. Eine Jahresernte von fünfzig bis hundert Kilogramm wird als gutes Ergebnis betrachtet. Ausgewachsene Pflanzen erreichen ihre volle Fähigkeit Früchte zu tragen nach zehn bis fünfzehn Jahren und können bis zu 200 Jahre lang Datteln produzieren.

Seit dem Gilgamesch-Epos haben wir Zeugnis darüber, dass dieser außerordentliche Baum gezielt vom Menschen angepflanzt wurde. Ihre weit verbreitete Kultivierung in der ganzen Arabischen Welt, wo sie mehr ist als nur eine Trockenfrucht, ist also keine Überraschung. Als Pressfutter findet sie immernoch Verwendung in der Sahara, um Pferde und Kamele zu ernähren. Die Dattelsteine können vermahlen werden und ergeben, verbacken mit anderem Getreide, ein nussig schmeckendes Brot. Vorrausschauende Beduinen weichen die Dattelsteine mit Wasser auf und verfüttern sie an ihre Herden, wenn Grünfutter nicht zu finden ist. 

Den Nomaden sichern die Datteln das Überleben, denn diese hochwertige Frucht bleibt im getrockneten Zustand sehr lange genießbar. Durch ihren hohen Zuckergehalt (biszu 80 Prozent) bleibt sie frei von Befall durch Keime und Pilze. Neben der  wirtschaftlichen Bedeutung der Palme für die Fruchtproduktion, dient das Holz des Baumes verschiedenen Zwecken.

 

2 – Olive

(Oleaeuropaea) Es gibt mehrere Hinweise auf Oliven, Oliven öl und Olivenbäume im Koran. Ein Hinweis ist ein Schwur, der direkt von Allah (s.w.t.) kommt und den Wert der Olive hervor hebt: „Bei der Feige und bei  derOlive und beim Berge Sinai und bei dieser sicheren Ortschaft! Wahrlich, Wir haben den Menschen in schönster Gestalt erschaffen“ (Koran; Sure 95 At-tin; 1-3). 

Zusätzlich wird unter anderem in weiteren Suren und Versen im Koran folgendes erwähnt: „Und (WIR ließen damit entstehen) einen Baum, der am Tur-Berg von Sainaa (SinaiinÄgypten) heraus sprießt, er bringt das Öl und Soße für die Essenden hervor.“ [KoranSure 23 AlMuminum: 20]. „Ein gesegneter Baum, eine Olive, weder im Osten noch im Westen, dessen Öl fast leuchtend ist.“  [Sure 24 An-Nour: 35]. Durch das spezielle erwähnen in diversen Koranversen bestätigt Allah (s.w.t.), dass die Olive eine gesegnete Frucht ist.

 

3 –  Granatapfel

(punicagranatum) Der Granatapfel (Ar-Rumman im Arabischen) wird an drei Stellen im Qur’an erwähnt. Im folgenden Vers „In beiden gibt es Früchte und Dattelpalmen und Granatäpfel“ (Ar-Rahman, 68) spricht Allah über Früchte, die die Menschen im Paradies finden werden. Einer der interessantesten Aspekte dieser Pflanze, die sich auf dem halben Erdball finden lässt, ist ihre Struktur unterhalb der Schale. Ist die glänzende, ledrige Haut, einmal entfernt, offenbart eine Vielzahl an zellenförmigen saftigen Körnern, die einen frischen, angenehm süß-sauren Geschmack besitzen. Der Granatapfel findet in den ältesten Kulturen Erwähnung. Traditionell servierten die Chinesen diese Frucht anlässlich einer Hochzeit, da sie mit Überfluss, Reichtum und großem Nachwuchs verbunden wurde. Die alten Ägypter begruben ihre Toten zusammen mit Granatäpfeln, während in der griechischen Mythologie Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, der Sagenach ihre Tochter Persephoneanden Unterweltgott Hades verloren hat. Dieser hatte die schöne Persephone entführt und als er überzeugt werden konnte, sie auszuhändigen, gab er ihr einen Granatapfelsamen als Verbindung zu seinem Reich mit. Aus diesem Grund musste sie in der griechischen Mythologie bei ihm für ein ganzes Jahr verbleiben. Ursprünglich stammt der Granatapfel aus Persien, wurde aber auch in den Himalayaregionen und dem nördlichen Indien bekannt, wo er vielfältige Anwendung findet.

 

 

4 –Feige

(ficuscarica) Nicht nur Nasreddin Hodscha machte sich Gedanken über Feigen. Feigen sind im Mittelmeerraum sehr weit verbreitet und sie werden gerne gegessen. Auf Arabisch heißen Feige tin und es gibt sogar eine Sure mit diesem Namen im Koran: Die 95. Sure hat die Überschrift at-tin. Auf einem ganz anderen Blatt steht die Geschichte mit dem Feigenblatt, dessen sich Adam und Eva in der biblischen Schöpfungsgeschichte bedienten, um ihre Blößen zu bedecken, nachdem sie den Apfel vom Baum der Erkenntnis gegessen haben.

 

- Von Zeynep Gencer

Zauberlehrling

Bio, fair, regional, saisonal. Im besten Fall alle beisamm. Obst, Gemüse, guter Käse. Glas statt Plastik. „Zero Waste“ so weit es geht, Verzicht auf Müll. Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Keineswegs vom großen Genuss abdanken. Ökologisches Fleischerfleisch mit Sommerweidegebot. Halal mit Zertifikat. Alles im Stoffbeutel, natürlich. So war das schon immer. Essen gehen oder selber kochen? Authentisch, bodenständig, lecker. Hofladen oder Bioladen? Tot der Backstube oder Sehnsucht nach Handwerk. Alte Denkmuster mit neu blockierender Wirkung.

 

Jederman kennt die Geschichte vom Zauberlehrling, der in Abwesenheit seines Meisters einen Besen verzaubert, um diesen zu knechten. Der Besen läuft los und tut, wie ihm befohlen. Eimer für Eimer holt er immer mehr Wasser herbei, bis das Haus unter Wasser zu stehen droht. Ordnung schlägt in Chaos über und die Selbstüberschätzung des Lehrlings endet in Besinnung auf die alte Autorität! Der Meister rückt die Situation ruhig und besonnen recht. Botschaft dieser Ballade ist eigentlich offensichtlich: überschätze dich niemals selbst und habe Respekt gegenüber deinem Meister. Eine andere Betrachtungsweise wäre die Warnung vor der Wissenschaftsverliebtheit und der Forschung und die nicht immer abschätzbaren Folgen dieser Erkenntnisse, wenn man denn dann den Meister nicht als Mensch sondern Personifikation Gottes betrachtet..

 

Gesundheit als Wort vom althochdeutschen „gisunt“, wird als ‚wohlbehalten‘, ‚lebendig‘ und ‚heil‘ definiert. Auf den einzelnen Menschen bezogen, gilt es als Zustand des körperlich und/oder geistig subjektiven Wohlbefindens. Was nun ist aber Gesundheit genauer betrachtet? Gibt es kulturelle oder historische Erscheinungsformen, die Alltagsverständnis decken? Sollte sie nicht universal und befreit von jeglich äußerem Einfluss und Muster sein?

 

EßtvondengutenDingen, mitdenenWireuchversorgthaben..“ (20:81)

Es ist wahr, dass Ernährung großen Ausmaß auf Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensdauer und Lebensqualität hat.  Jeder Mensch is(s)t aber auch irgendwie anders gesund. Daher ist es nicht von Nutzen über Ernährungsformen zu streiten oder rigide Regeln über verbotene Lebensmittel aufzulisten. Das richtige Verhältniss und eine ausgewogene, auf den einzelnen Menschen abgestimmte Ernährungsform sollte ausreichen um eigenes Leibeswohl anzustreben. Entscheidend wäre hier viel mehr die Menge an Lebensmittel, die wir täglich zu uns nehmen und die Kombination plus frischer Zubereitung.

 

Schwer wird es auch, da von „der einen Gesundheit“ nicht die Rede sein kann, denn der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und dementsprechend gesundheitlichen Unterschieden ist nicht wegzudenken. Differenzen wie Armut, mangelnde Bildung oder beruflicher Status sind nachgewiesene Konsequenzen für Gesundheitszustand.

 

Die Gesundheit des Menschen ist durch viele unterschiedliche Quellen gespeist[1]. Sie zieht ihre Kraft aus sozialen, materiellen, kognitiven, emotionalen, kulturellen, persönlichen und spirituellenRessourcen. Der Einfluss von Nahrungsmitteln, Bewegung und Schlaf, beispielsweise, bildet eine Basis für die körperliche, aber auch für die mentale und emotionale Gesundheit. Soziale Beziehungen, persönliche Anlagen, kulturelleZugehörigkeiten und Prägungen sowie die spirituelle Verbindung zur Umwelt und ihre Wertigkeit beeinflussen die Gesundheit dynamisch auf unterschiedlichen Ebenen.

 

Das ist die Huld Allahs. Er gibt sie, wem er will. Allah ist voller Huld. (57:21) (Huld: Wohlwollen, Gnade, Gunst, Zuwendung)

Viele mögen der Meinung sein, dass Gesundheit weder Ernährung noch Lebensart ist, sondern eher ein Gemütszustand, der ohne Vernunftüberlegung zu ergründen sei. Doch genau hier sollten wir uns fragen, welchen Einfluss Kultur und Spiritualität auf unsere Gesundheit hat. Kultur nämlich prägt den Menschen in einem allumfassenden System, genauer noch im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln. Spiritualität als Gegenspieler und „persönliche Bezugnahme auf Gott“ oder „psychologische Selbstbespiegelung“ ist durch die Kultur abermals geprägt. Sie bekommt eine große Bedeutung im Alltag vieler Menschen und ist somit eigentlich eine Art Lebensphilosophie und widerum wichtiger Bestandteil von Kultur. Spiritualität basiert jedoch auf individuellen Einstellungen und ist ein tiefes intuitives, jedoch nicht immer bewusst (!) ausgedrücktes Gefühl.

 

„Ihr, die ihr glaubt! Sucht Hilfe in Standhaftigkeit und Gebet; siehe, Allah ist mit den Standhaften.“ (2:153) Standhafte hier  وسطية ist ein arabischer Begriff, der die Bedeutungen Mitte, zentral, ausgewogen, gemäßigt annimmt.

OvidsMetamorphosen sagen, dass man in der Mitte am sichersten geht. Obgleich manch Gemüter Sicherheit mit Stagnation verbinden mögen, da es nichts auszutarieren gibt, oder kein Gegengewicht mehr zur einen oder anderen Seite herstellen muss, ist es doch eigentlich der Zustand, in dem der Seismograf nie ganz nach oben oder ganz nach unten ausschlägt. Es ist halt die wundervolle goldene Mitte. Mittelmeerdiät, Veganismus, Fruganismus, Paleo, Raw Food oder Clean Eating. Chaos in der Ordnung. Kein Katalysator für diese Maßlosigkeit. Alles aufgezählte sind Ernährungsformen, die wie viele Neuzeitphänomene zeigen, dass der Mensch, nachdem er gut und böse definiert hat, Wertesysteme immer wieder neu erschafft. Leben in all seiner Komplexität kann aber nicht an eine einzige Ernährungsform gebunden sein und sollte so frei, wie der Mensch es in seinen Entscheidungen auf Erden ist, sein. Der Vers im Gedicht „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“ beschreibt sehr anschaulich die Dilemmata einer Wissenschaft, und die nicht immer abschätzbaren Folgen.

 

Die Achtsamkeit oder die Standhaftigkeit möchte ich in diesem Kontext zum Ende hin auf den Propheten richten. Er wusste, was er aß und er aß, was gut für ihn war. Er nahm nur so viel zu sich, wie es nötig war, um sich auf Beinen halten zu können, jedoch nicht derart, dass er an Gewicht zunahm oder fettleibig wurde. Er lehrte folgende Haltung zum Essen und Trinken: „Der Mensch füllt kein schlechteres Gefäß als seinen Magen. Es genügen ihm schon wenige Happen, um seinen Rücken aufrecht zu halten. Will er aber unbedingt mehr essen, dann sollte er einen Drittel seines Magens mit Essen, einen Drittel mit Wasser füllen und einen Drittel zum Atmen lassen.“ Wichtig ist zu erwähnen, dass es keine Gewohnheit des Propheten war, sich auf nur eine einfältige Ernährung zu konzentrieren. Je nachdem, was in seiner Region bekannt und verbreitet war, aß er. Von den Früchten, vom Fleisch, vom Brot. Er nahm Getränke zu sich, und mochte süße Getränke, die beispielsweise aus Honig und Datteln gemacht wurden.

 

- Von Zeynep Gencer 

 

1  Wikipedia Artikel: Gesundheit

2  Antonovsky, Aaron: Modell der Solutogenese, 1979

3  Eckersley, Richard: SpiritualityandHealth, 2007

4  Knoblauch, Hubert: Soziologie der Spiritualität, 2005

5  Winkler, Ulrich: KniendeTheologie

6 Goethe, Der Zauberlehrling

 

 

SMILE!

Die richtige Grundeinstellung für das schönste Lächeln

Dr. Eckert von Hirschhausen sagte in seinem Buch „Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?“ über das Lächeln: „Wenn ich eine Frau sehe, die älter ist als 25 und sie hat keine Fältchen um die Augen, dann frage ich mich nicht „Was hat die für eine Creme?“. Ich frage mich „Was hat die für eine Lebenseinstellung?“. Mit der möchte ich nicht im Fahrstuhl stecken bleiben…“ Lebenseinstellung ist das Stichwort hier. Welche Lebenseinstellung befähigt uns aufrichtig und zufrieden, Menschen mit einem Lächeln zu begegnen?  Oft lesen wir großartige Überlieferungen über den Propheten (as) und seine Gefährten, finden es jedoch, auf Grund zeitlicher Distanz, schwer einen emotionalen Bezug zu den Geschehnissen und Personen herzustellen. Alles ist zu lange her, zu weit entfernt und erscheint kaum auf unsere Gegenwart übertragbar. Dabei hat sich seit der Erschaffung des Menschen absolut nichts an seinem Wesen geändert. Der Menschen von heute und von damals, wollen beide dasselbe: Glück und Zufriedenheit. Der Schlüssel hierzu befindet sich in einer Lebenseinstellung, die drei essenzielle Komponenten vereinigt: Glaube, schöne Geduld und Dankbarkeit.

Glaube ist das Fundament jeder Absicht und jedes Handelns. Glaube schafft Motivation oder Demotivation. Glaube formt unsere Wahrnehmung und gestaltet somit unsere Wirklichkeit. Im Englischen gibt es einen Spruch: „First you form yourbelieves, thenyourbelieves form you.“ An erster Stelle sind wir es, die entscheiden woran und was wir glauben möchten. Dann formt unser Gehirn entsprechend der erhaltenen Informationen Glaubensmuster, die folglich unsere Wirklichkeit konstruieren. Betrachten wir es aus der psychologischen Perspektive: Sind wir der Überzeugung, dass wir es nicht verdienen glücklich zu sein, wird unser Gehirn alles daransetzen, um uns unglücklich zu machen. Es wird negative Erinnerungen hervorrufen oder in positiven Erinnerungen negative Aspekte suchen. Es wird unsere Lebensziele niedrig halten. Defizitorientiertes Denken ist die Folge, das schließlich im Pessimismus mündet. Dadurch verlieren wir an Lebenskraft, Antriebskraft, Freude und Hoffnung. Ein Muslim ist jedoch nicht jemand der Hoffnung verliert. Ein Muslim ist nicht jemand der aufgibt. Und ein Muslim sieht in jeder misslichen Lebenslage Vorteile und erwartet Allahs Gunst und Belohnung. Das lehrt uns Allah durch vielerlei Verse und durch den Propheten Muhammad (as). Aber was machen wir falsch? Wir glauben doch an Allah! Ja, jedoch der Glaube an Allahs Existenz allein reicht nicht. Wir brauchen die Überzeugung, dass Allah uns keine Lügen, sondern die pure Wahrheit erzählt. Wir brauchen die Überzeugung, dass Allahs Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch besser ist als unsere. Denn Allah lehrt uns den besten und reinsten Glauben, damit wir unsere innere und äußere Welt immer aus der richtigen Perspektive betrachten können. Außerdem lehrt uns Allah diesen wertvollen Glauben durch zweierlei Methoden zu festigen und schützen: schöne Geduld und Dankbarkeit. Hierbei werden wir ermutigt: „und harre in Geduld aus; deine Geduld aber kommt nur von Allah…“ (16:127) In dem Sinne bilden Glaube, Geduld und Dankbarkeit die Grundlage für die innere Zufriedenheit, die sich im aufrichtigen Lächeln wiederspiegelt.  Unser Prophet (as) war, laut der Überlieferung von AbdullaahibnHaarith, ein Paradebeispiel hierfür: „Ich bin nie einer Person begegnet, die so viel gelächelt hat wie der Prophet Muhammad.  Der Prophet Muhammad betrachtete das Anlächeln eines Bruders als eine wohltätige Tat.“ Sunan al-Tirmidhi 3641, Grade: Hasan

 

Bezug zur Gegenwart

Bezugnehmend auf die Gegenwart, fällt mir eine Schwester ein, die mehr als jede andere Person aus meiner Lebensbiografie lächelt. Sie lächelt ständig, obwohl sie schwere Schicksalsschläge hatte…

Ihr Vater litt seit ihrem neunten Lebensjahr an der Huntington-Krankheit.  Nach und nach zerfiel sein Gehirn und beeinträchtigte all seine motorische und geistige Fähigkeiten. Nach und nach änderte sich auch sein Wesen zum schwer erträglichen: Er wurde reizbar, depressiv und paranoid. Wenn er mit seiner Tochter die Straße runter lief, um für die Familie einkaufen zu gehen, lachten die Menschen ihn aus, da er unwillkürliche Bewegungen mit seinem Kopf, seinen Händen, Armen, Beinen und dem Rumpf machte. Letztendlich evolvierte sein Körper bis zur Unbeweglichkeit und schließlich zum völligen Entsagen jeglicher Funktion. Diese Schwester lächelt…Kürzlich hat sie ihn beerdigt, liest zu Hause unter Tränen Koran für ihren geliebten Vater und vermisst ihn schrecklich.  Hinzu befürchtet sie dieselbe tödliche Krankheit geerbt zu haben, da die Vererbungsrate 50 % beträgt. Dennoch ist in ihr keine Verbitterung und keine Wut dem Schicksal, Allah oder ihrem Vater gegenüber. Sie ist geduldig, dankbar, übertreibt in ihrer Trauer nicht und ist zufrieden. Wie wohltuend so ein positives Lächeln ist, dürfte ich lebensnah durch sie erfahren. Und der Gesandte Allahs (as) sagte: „Dass du deinem Bruder ein Lächeln schenkst ist eine Wohltat (sadaqa). Und, dass du das Gefäß deines Bruders aus deinem Eimer füllst ist eine Wohltat (Sadaqa). Sunan At-Tirmidhi 1970, Grade: Sahih

Sogar mir eine Tasse Tee zubereiten zu können, während ich am Laptop lerne, bereitet ihr Freude. Und ich wiederum freue mich nach Hause zu kommen und sie zu sehen. Bei einem aufrichtigen Lächeln erscheinen die eigenen Sorgen kleiner und ein Teil fällt einfach von einem ab. Sie ging nicht in die Welt hinaus, um gestrandete Wale zu retten oder Regenwälder vor der Ausrottung zu bewahren. Sie lächelt einfach…Von Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, haben wir hinsichtlich der Wohltaten überliefert erhalten: „Eine Sadaqa obliegt jedem Glied/Gelenk des Menschen, jeden Tag, an dem die Sonne aufgeht.“  Diese Schwester spendet jeden Tag bei uns zu Hause unzählige Male eine angenehme Atmosphäre. Die Aufrichtigkeit ihres Lächelns ist an den nachfolgenden Taten erkennbar. Es folgen ihm keine negativen Handlungen wie Geläster, Verleumdungen, Sticheleien oder Streitsucht. Wir fühlen uns von ihrer Zunge und Hand sicher.

 

Effekte des Lächelns

Die Auswirkungen des Lachens werden auch in der Gelotologie wissenschaftlich untersucht. Dabei werden sowohl körperliche als auch psychische Aspekte diverser Lachformen untersucht.

Bezugnehmend auf die körperlichen Aspekte, gibt es abgesehen vom ehrlichen Lachen, auch das zynische und missgünstige Lachen der Heuchler oder das verunsicherte Lachen usw. Das ehrliche Lächeln ist an der Symmetrie erkennbar. Dabei ziehen sich beide Mundwinkel gleichzeitig nach oben und die Wangenmuskeln formen Krähnenfüßchen um die Augen. Alle anderen Varianten des Lächelns beginnen immer leicht asymmetrisch. Also, Augen auf das nächste Mal, wenn euch jemand anlächelt!  Das Lachen hilft auf körperlicher Ebene auch gegen die Frühjahrsmüdigkeit. Lachforscher fanden heraus, dass eine Minute Lachen ebenso erfrischend sein soll wie 45 Minuten Entspannungstraining. Gelotologie-Studien ergaben zudem, dass Lachen Schmerzen lindert, die Durchblutung verbessert und somit Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt.  Auch das Immunsystem profitiert davon. Der amerikanische Immunologie Lee S. Berk stellte fest, dass bei lachenden Personen die Produktion von Antikörpern steigt, die noch Tage lang im Blutkreislauf nachgewiesen werden kann. Abgesehen davon werden auch Glückshormone, die sogenannten Endorphine, ausgeschüttet. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen und der Stress wird abgebaut. Interessanterweise benötigen wir nicht unbedingt äußere erfreuliche Umstände, um glücklich zu sein. Es reicht vollkommen die Mundwinkel hoch zu ziehen und schon sendet das Gehirn den Status „Heiterkeit“. Somit drücken wir nicht nur Gefühle im Gesicht aus, sondern rufen sie durch unsere Gesichtszüge hervor. Hierbei besteht eine Wechselwirkung zwischen dem seelischen Gemütszustand und Gesichtsmuskelzustand.  Das schöne dabei ist, dass unsere Fröhlichkeit ansteckend ist. Hierbei helfen die Spiegelneuronen, die ermöglichen die Gefühle anderer wahrzunehmen indem wir sie spiegeln. Auf dem Punkt gebracht, sind sie eine neurologische Erklärung für das Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück.“. Automatisch passen wir in Millisekunden unsere Gesichtszüge dem anderen Gesicht an. Dann lesen wir an unserem Gesicht ab, wie der andere sich wahrscheinlich fühlt. Von daher, lächle und die Welt lächelt zurück. Ein fröhliches Gesicht hilft auch die Arbeitsatmosphäre zu verbessern und die Produktivität in der Gruppe zu steigern.

Bezugnehmend auf die psychischen Aspekte, ist das Lächeln in der Tat eine Wohltat. Dies beweisen auch die Gelotologie- Studien, die besagten, dass Lachen nicht nur unsere Gesichtsmuskulatur lockern, sondern auch unsere kontrollierende Gedanken- und Handlungsmuster. Es fördert die Kreativität und führt zu einem Perspektivenwechsel, der ermöglicht eine -als belastend empfundene – Situation zu überdenken und Problemlösungsstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Ein heiterer und lachender Mensch ist auch kontaktfreudiger, bei seinen Mitmenschen beliebter und somit erfolgreicher. Das bedeutet, dass ein fröhlicher Mensch andere soziale Bezüge und eine sehr spezifische und besondere Interaktion mit anderen Menschen vorweist. Zudem reagiert ein lachender Mensch auf seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse anders als ein pessimistischer Mensch. Lächeln aus innerer Zufriedenheit führt zur Konstruktivität und Prosperität, während Pessimismus zur Destruktivität beiträgt. Wir müssen daher kein Heilmittel gegen Krebs entwickeln, um Menschen Hoffnung und Positivität zu schenken. Es erhält die Seele und gibt Motivation, deine Seele und die eines anderen. Es reicht somit aufrichtig zu lächeln und schon rettet es den Tag, die Woche oder vielleicht das Leben.

 

 - Von Jasmina Ahmetovic

Literaturverzeichnis   Literaturliste

Der Islam ist eine gemäßigte Religion | Handbuch für den neuen Muslim. Online verfügbar unter http://www.newmuslimguide.com/de/preliminaries/504, zuletzt geprüft am 06.08.2019.

Spiegelneuronen: Warum Lachen ansteckend ist: förderland. Online verfügbar unter https://www.foerderland.de/organisieren/news/artikel/spiegelneuronen-warum-lachen-ansteckend-ist/, zuletzt geprüft am 06.08.2019.

Amin: Microsoft Word – Geduld und Dankbarkeit. Online verfügbar unter http://www.way-to-allah.com/dokument/Geduld_und_Dankbarkeit.pdf, zuletzt geprüft am 06.08.2019.

Dr. Miriam Sonnet (2019): Palliative Versorgung mit Humor. Eine Frage der inneren Einstellung Lachen, auch am Lebensende. In: PNEUMONEWS (11 (4)), 44 f. Online verfügbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15033-019-1226-6.pdf, zuletzt geprüft am 31.07.2019.

Gg: In.Put – Lachen. Online verfügbar unter https://vitruv.uni-tuebingen.de/ilias3/data/pr01/lm_data/lm_1171/ArtikelLachen.html, zuletzt geprüft am 04.08.2019.

Humais, Abu Muhammad (2013): Das Lächeln des Propheten. Momente, in denen der Gesandte Allahs lächelte. 1. Auflage. Dortmund: Ilm Verlag.

Nawawī, Yaḥyā Ibn-Šaraf an-; Bamarni, Jotiar (2009): Auszüge aus RiyadusSalihin – Die Gärten der Rechtschaffenen. 1. Aufl. Berlin: Schreibfeder-Verl.

undefined, WELT (2007): Medizin: Warum Lachen gesund und glücklich macht. In: WELT, 16.05.2007. Online verfügbar unter https://www.welt.de/wissenschaft/article876622/Warum-Lachen-gesund-und-gluecklich-macht.html, zuletzt geprüft am 04.08.2019.

Wie ich meine Zeit- und Selbstverständnis verbessern kann

Zeitmanagement ist nicht nur im Studium, sondern in jedem Lebensabschnitt ein wichtiges Thema. Und das nicht nur für diejenigen, die stets einen vollen Tagesplan mit zahlreichen Terminen, Fristen und ToDo`s haben, sondern auch für diejenigen, deren Alltag sich vermehrt in den eigenen vier Wänden abspielt. Zum Einen ist dann die Verführung, Zeit verschwenderisch zu nutzen viel größer. Vor allem, weil freie Zeit gerne direkt als „Chill-Zeit“ kategorisiert wird und ausschließlich für eigene Wohlfühl- und Unterhaltungszwecke genutzt wird. Natürlich ist es hinsichtlich des eigenen Selbstwertgefühls und damit einhergehend jeglichen zwischenmenschlichen Beziehungen von großer Bedeutung sich zu erholen und Zeit für Dinge zu nehmen, die man liebt und die einem gut tuen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass eben die Wertschätzung der Zeit der größte Faktor der Selbstwertschätzung ist.

So sagt zum Beispiel Peck:

 

„Solange du dich nicht wertschätzt, wirst du deine Zeit nicht schätzen. Bis du deine Zeit nicht schätzt, wirst du mit ihr nichts anfangen.“[1]

 

Zum Anderen ist bekanntlich Zeit immer dann wertvoller, wenn sie verflogen ist. So trauern wir im Studium über die Zeit, die wir in der Schulzeit hatten, im Arbeitsleben um die Zeit, die wir im Studium hatten und nach der Familiengründung über die Zeit, die wir als Single hatten.

 

Menschen, die ihre Zeit wirklich wertschätzen, gehen jeden Tag mit Disziplin und Ehrgeiz an und strahlen meiner Meinung nach eine unglaubliche Energie aus. Sehr interessant ist es sich in dieser Hinsicht das Leben Islamischer Gelehrter anzuschauen, die sogar ihre Mahlzeiten so wählten, dass die Kautätigkeit, die sie aufbringen müssen stets auf ein notwendiges minimum reduziert war.

 

Abgesehen von der Größe alltäglicher Verpflichtungen und der freien Zeit, die zur Verfügung steht, kann durch effektives Planen, eine ausgewogenere,  verantwortungsbewusstere und belebendere Zeitnutzung erreicht werden. Außer der herkömmlichen Methode eines fertigen Kalenders, gibt es weitere Möglichkeiten, die in der Planung eingesetzt werden können. Das Bullet Journal beispielsweise beruht darauf, sein eigenes individuell gestaltetes Kalender herzustellen und diesen mitunter auch als Alltagsmanager und Tagebuch zu nutzen. Das Filofax dient als eine weitere kreative Möglichkeit zur Zeitplanung und Organisierung. Die Auswahl ist groß und das Internet liefert diesbezüglich umfangreiches Anschauungsmaterial. Wichtig ist, dass Du dich bei deiner Wahl möglichst auf deine individuellen Bedürfnisse konzentrierst und deine Zeitplanung dir nicht zur Last, sondern zu einer Erleichterung wird und zu deinem innerem Fortschritt dient. 

 

Wann ist der Tag nicht umsonst?

 

Fange zunächst damit an, dir zu überlegen, was man innerhalb eines Tages gemacht haben muss, damit der Tag nicht umsonst war. Unabhängig davon, dass Zeit für jeden wertvoll ist, steht seine Nutzung mit Faktoren wie zum Beispiel Persönlichkeit, Wertvorstellungen, Glauben oder Lebensperspektive in engem Zusammenhang. So kann im Mittelpunkt der eigenen Zeitnutzung beispielsweise ein erfolgreicher Abschluss, eine ehrgeizige Selbstbildung, ein Streben darauf ein gutes Vorbild für die Gesellschaft oder die Familie zu sein, stehen.

 

Visualisierung von Zielen

 

Deine Ziele konkret zu formulieren hilft dir erst einmal dabei zu verstehen, was du überhaupt möchtest. Nimm dir also Zeit, in dich zu gehen und ehrliche Ziele aufzustellen. Diese Ziele können sehr weit in die Zukunft reichen, oder aber nahe Ziele sein, die sich auf ein Jahr oder einen Monat erstrecken.

 

Gewohnheiten etablieren

 

Auf dem Weg, deine Ziele zu erreichen musst du natürlich in Aktion treten. Eine der effektivsten Methoden hierfür ist es, sich nach und nach Gewohnheiten anzueignen. Wenn du dich in einer bestimmten Richtung weiterbilden oder dein Allgemeinwissen verbessern möchtest, musst du an erster Stelle daran arbeiten mehr und vor allem das Richtige zu lesen. Jeden Tag zu lesen kann, wenn man es richtig angeht, ganz schnell zu einer  vielerlei nützlichen Angewohnheit werden. Ebenso können so auch einige schlechte Gewohnheiten abgewöhnt werden. Zum Beispiel dient diese Methode besonders zur Eingrenzung der Nutzung von Social Media Plattformen.

 

Realistisches Planen

 

Damit diese Ziele auch wirklich eine Chance haben zu einer Gewohnheit zu werden ist es wichtig, nicht abzuheben und möglichst realistisch zu bleiben. Wenn also jemand, der nur maximal ein Buch im Monat liest, sich aneignen möchte mehr zu lesen, der sollte sich nicht auf fünfzig Seiten täglich festsetzen, sondern damit beginnen täglich mindestens fünf oder zehn Seiten zu lesen. Aufgrund der machbaren Zahl, ist es so viel wahrscheinlicher das Buch täglich in die Hand zu nehmen.

 

Motivation beibehalten

 

Tägliche kleine Erfolge motivieren uns. Um diese kleinen aber wichtigen Erfolge vor Augen zu behalten, können Listen, die monatlich oder wöchentlich geführt werden können und du nach jeder erledigten Aufgabe bzw. Gewohnheit ein Haken für den jeweiligen Tag setzt, ganz nutzvoll sein. Außerdem solltest du dir Belohnungstätigkeiten einplanen, die nach besonders langen oder schweren Tagen zum Abschalten dienen.

 

Tagesrhythmus

 

Das tägliche fünfmalige Gebet gibt jedem Muslim bereits einen Tagesrhythmus vor. Und das unabhängig davon welche unterschiedliche alltägliche Verpflichtungen wir haben. Das Planen um die Gebetszeiten herum, wird dir zu einem bewussteren Umgang mit deinem Tag verhelfen.

 

 

Effektives Planen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen anzueignen ist. Wie so oft heisst es auch hier „Übung macht den Meister“. Doch alles in allem verhilft allein schon die Beschäftigung mit Zeitplanung zu einem spürbar besseren Zeit- und Selbstverständnis.

 

- Von Selvihan Mert

 

[1] M. Scott Peck (Psychiater, Psychotherapeut, Schriftsteller und Bestsellerautor)

Achtsamkeit und Tafakkur –   Zeitreisen begeht man mit dem Geist, Technik und Medien werden zum Schwergepäck

Mir wird nun die Freude zu Teil, meine LeserInnen mit in eine Zeitreise zu nehmen. Und zwar von einem Punkt der Erde aus, der mein Ursprung bedeutet und der mich auch immer wieder zum Ursprung meiner inneren Kräfte führt. Ich sitze auf dem Balkon mit dem Ausblick auf den Uralten Minarett unseres Dorfes in Konya Beyşehir-Yenidoğan.

Wenn ich das Glück habe einige Tage im Sommer in dem Dorf meiner Urahnen zu verbringen, dann fühlt es sich wie ein digitaler Detox an. In meiner Jugend lernte ich wohl oder übel, mich weniger um Steckdosen zu streiten und Stromausfälle und schlechten Internetempfang hinzunehmen. Hier sind Dinge, die für uns im digitalen Zeitalter normal sind, plötzlich unnormal, es fühlt sich wie eine Reise in die Vergangenheit an.

Die ersten Tage lassen uns die unfassbare Abhängigkeit durch Medien spüren. Als angehende Psychotherapeutin möchte ich fast schon von Entzugserscheinungen sprechen (diese sind bemerkbar durch Gereiztheit, innere Getriebenheit und dem wiederkehrenden Wunsch mit dem Wisch/Drück-Daumen am Smartphonebildschirm eine Netzverbindung herzustellen.

Ich komme aber trotzdem immer wieder gerne hier hin, denn je länger man hier verweilt, passieren sonderbare Dinge:

 

Die Echosfrüherer Jahrhunderte erklingen,

wenn die Pappeln am Gewässer rascheln,

die Spatzen aufgeregt plaudern und die Gräser tuscheln.

Fühlt die Ameisen im Konvoi marschieren,

hört die Heuschrecken ein Lied komponieren,

Riecht die Erde nach dem Regen

und schmeckt den Wind, sie sind ein Segen,

der mit den Bäumen nickend grüßt;

die Luft hier ist tatsächlich süß.

Auf dass sie weitere Jahrhunderte verbringen.

 

Der alte knorrige Wallnussbaum vor unserem Haus, der viele Erdziegel zählt,

gibt mir die Brust für meinen Großvater, der mir hier jetzt schmerzlich fehlt.

Schaut man auf dem Balkonauf dem „Minder“ (Kissen) liegend in den Nachthimmel,

dann schwebt man förmlich zwischen aber Millionen Sternen in der tiefdunklen Nacht.

Es flößt Respekt und Ehrfurcht aus, man fragt sich, wer die Wage der Natur bewacht.

Raum klingt endlich, hier ist Unendlichkeit für sinnige und unsinnige Gedanken und Theorien.

Die Gedanken sind alle frei, neue Kombinationen sind erlaubt, man darf flieh‘n.

In einem der Tausend Spaziergänge durch die Sternenwolkengedanken

findet man doch einen bewohnbaren Planetengedanken, der sich bereisen lässt.

Der Mensch sollte stets in jede Perspektive schauen, ehe er die Welt bereist und verlässt.

 

Als ich den hellsten Stern sehe, geht mir ein Licht auf.

Haben eigentlich Achtsamkeit und Tafakkur etwas gemeinsam?

 

Die Achtsamkeit ist eine besondere Form bewusster Geisteshaltung, die über die einfache Aufmerksamkeit hinaus geht. Diese Qualität des menschlichen Bewusstseinszustands befähigt zu einer unvoreingenommenen Haltung gegenüber den Sinnesreizen, sie klar wahrzunehmen und mit den inneren und äußeren Erfahrungen im Alltag vorurteilsfrei zu vereinen.

Die Geisteshaltung der Achtsamkeit hat ihre Wurzeln in der buddistischen Lehre.

Tafakkur ist eine Technik der islamischen Spiritualität über das Nachsinnen über die Schöpfung.

Mit dieser Ergänzung kommt eine metaphysische und spirituelle Dimension hinzu, die ich zudem noch als Upgrade der Wahrnehmung und der Bewusstseinsqualität bezeichnen möchte. Diese Haltung erkennt hinter den Vorhängen der gesamten Naturbühne einen grandios-kreativen Schöpfer, Meister und Lehrer, der mit allergrößter Fürsorge und Liebe seine Wunder für seine Geschöpfe bereitstellt. Die häufigste Frage im Buch aller Bücher zählt: „Denken sie nicht?“

Das alles wäre mit Luft, Lärm und -JA!- auch Lichtverschmutzung nicht möglich. Das alles wäre nicht möglich, wenn mich ein Bildschirm in seinen Bann ziehen würde. Ärzte Prognostizieren für die Zukunft mehr Nackenbeschwerden. Aber nicht, weil sie zu sehr zu den Sternen hinaufschauen, sondern übermäßig viel nach unten auf ihre Smartphones schauen. Wir sollten mehr nach links und rechts schauen. Die Blume wahrnehmen, die sich durch den Asphalt sprengt. Die Kinder wahrnehmen, die sich in einer ausgrenzenden Gesellschaft hocharbeiten, oder dabei einknicken. Wir sollten viele Sternschnuppen erhaschen und mit eben diesem geübten Geist Chancen auf der Erde erhaschen, für unsere Zukunft und Zivilisation.

Solange wir die Natur achtsam wahren, wahren wir uns selbst. Solange wir die Natur mit Achtsamkeit spüren, spüren wir uns und erkennen unseren Schöpfer, der seine größten Zeichen in der Natur beherbergt. Das Geschenk Gottes, die „Wiege des Menschen“ -die Natur- nähert sich dem menschlichen Geschöpf sowohl auf intellektueller Ebene als auch auf emotionaler Ebene mit Fürsorge. Sie lehrt uns viele Unterrichtsstunden mit Technikvorlagen, scheut nicht davor zurück „die Mücke“ im Koran als Beispiel zu benennen; schenkt aber auch Trost.

„Man sieht nurmit demHerzen gut. Das Wesentlicheist fürdie Augen unsichtbar.“ (ASE)

Sagt ein Autor, der auch seine Figur in den Weltraum schickt. Es scheint ein Fluchtweg zu sein, für Menschen, die sich schwer tun die Erde und Erdlinge zu verstehen.

Wir sind dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Wir lassen uns durch unwesentliche Dinge leicht in den Bann ziehen. Stundenlang können wir uns auf einen Bildschirm fixieren. Dann sagen wir auch noch „die Zeit ist verflogen“. Wir sollten sagen „Unsere Lebenszeit ist verflogen“. Die Zeit – das Einzige was Menschen durch nichts-tun zum Fliegen bringen können. Die meisten Gedanken haben jedoch gestutzte Flügel. Der Adler glaubt, dass er eine Henne sei, undim Gehege mit einem vorgegebenen Tagesrhythmus ebenso viele Eier legen müsse. Ist aber trübselig, weil sie kaum so viele Eier schafft und seine Flügel als zu breit und hässlich empfindet.

Durch Achtsamkeit und Tafakkur trainieren wir unseren Geist, Dinge wahrzunehmen, die wesentlich sind. Wir trainieren die Verbindung zwischen Natur und Mensch. Ein gesunder Körper braucht Training. Ein gesunder Geist und Intellekt brauchen ebenso regelmäßig Training. Also heben wir unsere Köpfe und schauen wir auch auf die kleinen Dinge. Dann erkennen wir, wie groß sie eigentlich sind und wie klein unsere Vorstellungskraft über sie war.

Denn nichts ist so wie es von außen aussah.

- Von Hüda Sag