Die richtige Grundeinstellung für das schönste Lächeln
Dr. Eckert von Hirschhausen sagte in seinem Buch „Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?“ über das Lächeln: „Wenn ich eine Frau sehe, die älter ist als 25 und sie hat keine Fältchen um die Augen, dann frage ich mich nicht „Was hat die für eine Creme?“. Ich frage mich „Was hat die für eine Lebenseinstellung?“. Mit der möchte ich nicht im Fahrstuhl stecken bleiben…“ Lebenseinstellung ist das Stichwort hier. Welche Lebenseinstellung befähigt uns aufrichtig und zufrieden, Menschen mit einem Lächeln zu begegnen? Oft lesen wir großartige Überlieferungen über den Propheten (as) und seine Gefährten, finden es jedoch, auf Grund zeitlicher Distanz, schwer einen emotionalen Bezug zu den Geschehnissen und Personen herzustellen. Alles ist zu lange her, zu weit entfernt und erscheint kaum auf unsere Gegenwart übertragbar. Dabei hat sich seit der Erschaffung des Menschen absolut nichts an seinem Wesen geändert. Der Menschen von heute und von damals, wollen beide dasselbe: Glück und Zufriedenheit. Der Schlüssel hierzu befindet sich in einer Lebenseinstellung, die drei essenzielle Komponenten vereinigt: Glaube, schöne Geduld und Dankbarkeit.
Glaube ist das Fundament jeder Absicht und jedes Handelns. Glaube schafft Motivation oder Demotivation. Glaube formt unsere Wahrnehmung und gestaltet somit unsere Wirklichkeit. Im Englischen gibt es einen Spruch: „First you form yourbelieves, thenyourbelieves form you.“ An erster Stelle sind wir es, die entscheiden woran und was wir glauben möchten. Dann formt unser Gehirn entsprechend der erhaltenen Informationen Glaubensmuster, die folglich unsere Wirklichkeit konstruieren. Betrachten wir es aus der psychologischen Perspektive: Sind wir der Überzeugung, dass wir es nicht verdienen glücklich zu sein, wird unser Gehirn alles daransetzen, um uns unglücklich zu machen. Es wird negative Erinnerungen hervorrufen oder in positiven Erinnerungen negative Aspekte suchen. Es wird unsere Lebensziele niedrig halten. Defizitorientiertes Denken ist die Folge, das schließlich im Pessimismus mündet. Dadurch verlieren wir an Lebenskraft, Antriebskraft, Freude und Hoffnung. Ein Muslim ist jedoch nicht jemand der Hoffnung verliert. Ein Muslim ist nicht jemand der aufgibt. Und ein Muslim sieht in jeder misslichen Lebenslage Vorteile und erwartet Allahs Gunst und Belohnung. Das lehrt uns Allah durch vielerlei Verse und durch den Propheten Muhammad (as). Aber was machen wir falsch? Wir glauben doch an Allah! Ja, jedoch der Glaube an Allahs Existenz allein reicht nicht. Wir brauchen die Überzeugung, dass Allah uns keine Lügen, sondern die pure Wahrheit erzählt. Wir brauchen die Überzeugung, dass Allahs Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch besser ist als unsere. Denn Allah lehrt uns den besten und reinsten Glauben, damit wir unsere innere und äußere Welt immer aus der richtigen Perspektive betrachten können. Außerdem lehrt uns Allah diesen wertvollen Glauben durch zweierlei Methoden zu festigen und schützen: schöne Geduld und Dankbarkeit. Hierbei werden wir ermutigt: „und harre in Geduld aus; deine Geduld aber kommt nur von Allah…“ (16:127) In dem Sinne bilden Glaube, Geduld und Dankbarkeit die Grundlage für die innere Zufriedenheit, die sich im aufrichtigen Lächeln wiederspiegelt. Unser Prophet (as) war, laut der Überlieferung von AbdullaahibnHaarith, ein Paradebeispiel hierfür: „Ich bin nie einer Person begegnet, die so viel gelächelt hat wie der Prophet Muhammad. Der Prophet Muhammad betrachtete das Anlächeln eines Bruders als eine wohltätige Tat.“ Sunan al-Tirmidhi 3641, Grade: Hasan
Bezug zur Gegenwart
Bezugnehmend auf die Gegenwart, fällt mir eine Schwester ein, die mehr als jede andere Person aus meiner Lebensbiografie lächelt. Sie lächelt ständig, obwohl sie schwere Schicksalsschläge hatte…
Ihr Vater litt seit ihrem neunten Lebensjahr an der Huntington-Krankheit. Nach und nach zerfiel sein Gehirn und beeinträchtigte all seine motorische und geistige Fähigkeiten. Nach und nach änderte sich auch sein Wesen zum schwer erträglichen: Er wurde reizbar, depressiv und paranoid. Wenn er mit seiner Tochter die Straße runter lief, um für die Familie einkaufen zu gehen, lachten die Menschen ihn aus, da er unwillkürliche Bewegungen mit seinem Kopf, seinen Händen, Armen, Beinen und dem Rumpf machte. Letztendlich evolvierte sein Körper bis zur Unbeweglichkeit und schließlich zum völligen Entsagen jeglicher Funktion. Diese Schwester lächelt…Kürzlich hat sie ihn beerdigt, liest zu Hause unter Tränen Koran für ihren geliebten Vater und vermisst ihn schrecklich. Hinzu befürchtet sie dieselbe tödliche Krankheit geerbt zu haben, da die Vererbungsrate 50 % beträgt. Dennoch ist in ihr keine Verbitterung und keine Wut dem Schicksal, Allah oder ihrem Vater gegenüber. Sie ist geduldig, dankbar, übertreibt in ihrer Trauer nicht und ist zufrieden. Wie wohltuend so ein positives Lächeln ist, dürfte ich lebensnah durch sie erfahren. Und der Gesandte Allahs (as) sagte: „Dass du deinem Bruder ein Lächeln schenkst ist eine Wohltat (sadaqa). Und, dass du das Gefäß deines Bruders aus deinem Eimer füllst ist eine Wohltat (Sadaqa). Sunan At-Tirmidhi 1970, Grade: Sahih
Sogar mir eine Tasse Tee zubereiten zu können, während ich am Laptop lerne, bereitet ihr Freude. Und ich wiederum freue mich nach Hause zu kommen und sie zu sehen. Bei einem aufrichtigen Lächeln erscheinen die eigenen Sorgen kleiner und ein Teil fällt einfach von einem ab. Sie ging nicht in die Welt hinaus, um gestrandete Wale zu retten oder Regenwälder vor der Ausrottung zu bewahren. Sie lächelt einfach…Von Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, haben wir hinsichtlich der Wohltaten überliefert erhalten: „Eine Sadaqa obliegt jedem Glied/Gelenk des Menschen, jeden Tag, an dem die Sonne aufgeht.“ Diese Schwester spendet jeden Tag bei uns zu Hause unzählige Male eine angenehme Atmosphäre. Die Aufrichtigkeit ihres Lächelns ist an den nachfolgenden Taten erkennbar. Es folgen ihm keine negativen Handlungen wie Geläster, Verleumdungen, Sticheleien oder Streitsucht. Wir fühlen uns von ihrer Zunge und Hand sicher.
Effekte des Lächelns
Die Auswirkungen des Lachens werden auch in der Gelotologie wissenschaftlich untersucht. Dabei werden sowohl körperliche als auch psychische Aspekte diverser Lachformen untersucht.
Bezugnehmend auf die körperlichen Aspekte, gibt es abgesehen vom ehrlichen Lachen, auch das zynische und missgünstige Lachen der Heuchler oder das verunsicherte Lachen usw. Das ehrliche Lächeln ist an der Symmetrie erkennbar. Dabei ziehen sich beide Mundwinkel gleichzeitig nach oben und die Wangenmuskeln formen Krähnenfüßchen um die Augen. Alle anderen Varianten des Lächelns beginnen immer leicht asymmetrisch. Also, Augen auf das nächste Mal, wenn euch jemand anlächelt! Das Lachen hilft auf körperlicher Ebene auch gegen die Frühjahrsmüdigkeit. Lachforscher fanden heraus, dass eine Minute Lachen ebenso erfrischend sein soll wie 45 Minuten Entspannungstraining. Gelotologie-Studien ergaben zudem, dass Lachen Schmerzen lindert, die Durchblutung verbessert und somit Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt. Auch das Immunsystem profitiert davon. Der amerikanische Immunologie Lee S. Berk stellte fest, dass bei lachenden Personen die Produktion von Antikörpern steigt, die noch Tage lang im Blutkreislauf nachgewiesen werden kann. Abgesehen davon werden auch Glückshormone, die sogenannten Endorphine, ausgeschüttet. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen und der Stress wird abgebaut. Interessanterweise benötigen wir nicht unbedingt äußere erfreuliche Umstände, um glücklich zu sein. Es reicht vollkommen die Mundwinkel hoch zu ziehen und schon sendet das Gehirn den Status „Heiterkeit“. Somit drücken wir nicht nur Gefühle im Gesicht aus, sondern rufen sie durch unsere Gesichtszüge hervor. Hierbei besteht eine Wechselwirkung zwischen dem seelischen Gemütszustand und Gesichtsmuskelzustand. Das schöne dabei ist, dass unsere Fröhlichkeit ansteckend ist. Hierbei helfen die Spiegelneuronen, die ermöglichen die Gefühle anderer wahrzunehmen indem wir sie spiegeln. Auf dem Punkt gebracht, sind sie eine neurologische Erklärung für das Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück.“. Automatisch passen wir in Millisekunden unsere Gesichtszüge dem anderen Gesicht an. Dann lesen wir an unserem Gesicht ab, wie der andere sich wahrscheinlich fühlt. Von daher, lächle und die Welt lächelt zurück. Ein fröhliches Gesicht hilft auch die Arbeitsatmosphäre zu verbessern und die Produktivität in der Gruppe zu steigern.
Bezugnehmend auf die psychischen Aspekte, ist das Lächeln in der Tat eine Wohltat. Dies beweisen auch die Gelotologie- Studien, die besagten, dass Lachen nicht nur unsere Gesichtsmuskulatur lockern, sondern auch unsere kontrollierende Gedanken- und Handlungsmuster. Es fördert die Kreativität und führt zu einem Perspektivenwechsel, der ermöglicht eine -als belastend empfundene – Situation zu überdenken und Problemlösungsstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Ein heiterer und lachender Mensch ist auch kontaktfreudiger, bei seinen Mitmenschen beliebter und somit erfolgreicher. Das bedeutet, dass ein fröhlicher Mensch andere soziale Bezüge und eine sehr spezifische und besondere Interaktion mit anderen Menschen vorweist. Zudem reagiert ein lachender Mensch auf seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse anders als ein pessimistischer Mensch. Lächeln aus innerer Zufriedenheit führt zur Konstruktivität und Prosperität, während Pessimismus zur Destruktivität beiträgt. Wir müssen daher kein Heilmittel gegen Krebs entwickeln, um Menschen Hoffnung und Positivität zu schenken. Es erhält die Seele und gibt Motivation, deine Seele und die eines anderen. Es reicht somit aufrichtig zu lächeln und schon rettet es den Tag, die Woche oder vielleicht das Leben.
- Von Jasmina Ahmetovic
Literaturverzeichnis Literaturliste
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