Zeitmanagement ist nicht nur im Studium, sondern in jedem Lebensabschnitt ein wichtiges Thema. Und das nicht nur für diejenigen, die stets einen vollen Tagesplan mit zahlreichen Terminen, Fristen und ToDo`s haben, sondern auch für diejenigen, deren Alltag sich vermehrt in den eigenen vier Wänden abspielt. Zum Einen ist dann die Verführung, Zeit verschwenderisch zu nutzen viel größer. Vor allem, weil freie Zeit gerne direkt als „Chill-Zeit“ kategorisiert wird und ausschließlich für eigene Wohlfühl- und Unterhaltungszwecke genutzt wird. Natürlich ist es hinsichtlich des eigenen Selbstwertgefühls und damit einhergehend jeglichen zwischenmenschlichen Beziehungen von großer Bedeutung sich zu erholen und Zeit für Dinge zu nehmen, die man liebt und die einem gut tuen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass eben die Wertschätzung der Zeit der größte Faktor der Selbstwertschätzung ist.
So sagt zum Beispiel Peck:
„Solange du dich nicht wertschätzt, wirst du deine Zeit nicht schätzen. Bis du deine Zeit nicht schätzt, wirst du mit ihr nichts anfangen.“[1]
Zum Anderen ist bekanntlich Zeit immer dann wertvoller, wenn sie verflogen ist. So trauern wir im Studium über die Zeit, die wir in der Schulzeit hatten, im Arbeitsleben um die Zeit, die wir im Studium hatten und nach der Familiengründung über die Zeit, die wir als Single hatten.
Menschen, die ihre Zeit wirklich wertschätzen, gehen jeden Tag mit Disziplin und Ehrgeiz an und strahlen meiner Meinung nach eine unglaubliche Energie aus. Sehr interessant ist es sich in dieser Hinsicht das Leben Islamischer Gelehrter anzuschauen, die sogar ihre Mahlzeiten so wählten, dass die Kautätigkeit, die sie aufbringen müssen stets auf ein notwendiges minimum reduziert war.
Abgesehen von der Größe alltäglicher Verpflichtungen und der freien Zeit, die zur Verfügung steht, kann durch effektives Planen, eine ausgewogenere, verantwortungsbewusstere und belebendere Zeitnutzung erreicht werden. Außer der herkömmlichen Methode eines fertigen Kalenders, gibt es weitere Möglichkeiten, die in der Planung eingesetzt werden können. Das Bullet Journal beispielsweise beruht darauf, sein eigenes individuell gestaltetes Kalender herzustellen und diesen mitunter auch als Alltagsmanager und Tagebuch zu nutzen. Das Filofax dient als eine weitere kreative Möglichkeit zur Zeitplanung und Organisierung. Die Auswahl ist groß und das Internet liefert diesbezüglich umfangreiches Anschauungsmaterial. Wichtig ist, dass Du dich bei deiner Wahl möglichst auf deine individuellen Bedürfnisse konzentrierst und deine Zeitplanung dir nicht zur Last, sondern zu einer Erleichterung wird und zu deinem innerem Fortschritt dient.
Wann ist der Tag nicht umsonst?
Fange zunächst damit an, dir zu überlegen, was man innerhalb eines Tages gemacht haben muss, damit der Tag nicht umsonst war. Unabhängig davon, dass Zeit für jeden wertvoll ist, steht seine Nutzung mit Faktoren wie zum Beispiel Persönlichkeit, Wertvorstellungen, Glauben oder Lebensperspektive in engem Zusammenhang. So kann im Mittelpunkt der eigenen Zeitnutzung beispielsweise ein erfolgreicher Abschluss, eine ehrgeizige Selbstbildung, ein Streben darauf ein gutes Vorbild für die Gesellschaft oder die Familie zu sein, stehen.
Visualisierung von Zielen
Deine Ziele konkret zu formulieren hilft dir erst einmal dabei zu verstehen, was du überhaupt möchtest. Nimm dir also Zeit, in dich zu gehen und ehrliche Ziele aufzustellen. Diese Ziele können sehr weit in die Zukunft reichen, oder aber nahe Ziele sein, die sich auf ein Jahr oder einen Monat erstrecken.
Gewohnheiten etablieren
Auf dem Weg, deine Ziele zu erreichen musst du natürlich in Aktion treten. Eine der effektivsten Methoden hierfür ist es, sich nach und nach Gewohnheiten anzueignen. Wenn du dich in einer bestimmten Richtung weiterbilden oder dein Allgemeinwissen verbessern möchtest, musst du an erster Stelle daran arbeiten mehr und vor allem das Richtige zu lesen. Jeden Tag zu lesen kann, wenn man es richtig angeht, ganz schnell zu einer vielerlei nützlichen Angewohnheit werden. Ebenso können so auch einige schlechte Gewohnheiten abgewöhnt werden. Zum Beispiel dient diese Methode besonders zur Eingrenzung der Nutzung von Social Media Plattformen.
Realistisches Planen
Damit diese Ziele auch wirklich eine Chance haben zu einer Gewohnheit zu werden ist es wichtig, nicht abzuheben und möglichst realistisch zu bleiben. Wenn also jemand, der nur maximal ein Buch im Monat liest, sich aneignen möchte mehr zu lesen, der sollte sich nicht auf fünfzig Seiten täglich festsetzen, sondern damit beginnen täglich mindestens fünf oder zehn Seiten zu lesen. Aufgrund der machbaren Zahl, ist es so viel wahrscheinlicher das Buch täglich in die Hand zu nehmen.
Motivation beibehalten
Tägliche kleine Erfolge motivieren uns. Um diese kleinen aber wichtigen Erfolge vor Augen zu behalten, können Listen, die monatlich oder wöchentlich geführt werden können und du nach jeder erledigten Aufgabe bzw. Gewohnheit ein Haken für den jeweiligen Tag setzt, ganz nutzvoll sein. Außerdem solltest du dir Belohnungstätigkeiten einplanen, die nach besonders langen oder schweren Tagen zum Abschalten dienen.
Tagesrhythmus
Das tägliche fünfmalige Gebet gibt jedem Muslim bereits einen Tagesrhythmus vor. Und das unabhängig davon welche unterschiedliche alltägliche Verpflichtungen wir haben. Das Planen um die Gebetszeiten herum, wird dir zu einem bewussteren Umgang mit deinem Tag verhelfen.
Effektives Planen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen anzueignen ist. Wie so oft heisst es auch hier „Übung macht den Meister“. Doch alles in allem verhilft allein schon die Beschäftigung mit Zeitplanung zu einem spürbar besseren Zeit- und Selbstverständnis.
- Von Selvihan Mert
[1] M. Scott Peck (Psychiater, Psychotherapeut, Schriftsteller und Bestsellerautor)